Pressemitteilung: 30 Jahre Solingen – „Der Schmerz sitzt tief!“

„Auch 30 Jahre danach sitzt der Schmerz tief. Dieser Schmerz erinnert uns nicht nur an die wohl schrecklichste Nacht in der Nachkriegsgeschichte Deutschlands. Er ist auch eine Mahnung an uns und zeigt, was passieren kann, wenn man den Kampf gegen den Rechtsextremismus, den Fremdenhass, den antimuslimischen Rassismus nicht konsequent weiterverfolgt“, sagte der Sprecher des Koordinationsrates Murat Gümüş anlässlich des 30. Jahrestages des Brandanschlages in Solingen. 

„Der Angriff in Solingen ist nicht nur eine schmerzhafte Erinnerung an einen feigen Angriff, sondern auch Warnung und Ermahnung zugleich. Die Namen Gürsün Ince, Hatice Genç, Saime Genç, Hülya Genç und Gülüstan Öztürk stehen für uns nicht nur für Personen, die wir bei einem ausländerfeindlichen Anschlag verloren haben. Ihre Namen sind für uns auch Aufruf zum entschlosseneren Kampf gegen Ausländerfeindlichkeit, Rechtsextremismus, gegen den antimuslimischen Rassismus und Rassismus im Allgemeinen. Diese Personen und die Umstände ihres Todes verdeutlichen uns, was passieren kann, wenn die Gefahr des Rechtsextremismus nicht erkannt, ignoriert, kleingeredet wird. Er erinnert uns daran, wie diese schreckliche Tat von den damaligen Ermittlungsbehörden als „Jugendstreich“ relativiert wurde. All das darf nicht mehr passieren. Dafür müssen diese Namen stehen. 

Die vergangenen Jahre zeigen uns leider auch, dass im Kampf gegen den Rechtsextremismus kaum großen Erfolge verzeichnet werden konnten: München, Kassel, Hanau, Halle, zahlreiche Anschläge auf Moscheen und Flüchtlingsheime, tägliche verbale und körperliche Angriffe auf Muslime und Alltagsdiskriminierungen und die illegalen und lebensgefährlichen Zurückweisungen von in Not geratenen Flüchtlingen auf dem offenen Meer bescheinigen uns, dass trotz zahlreicher Maßnahmen wir im Kampf gegen den Rechtsextremismus, die Ausländerfeindlichkeit, den antimuslimischen Rassismus und Rassismus im Allgemeinen noch einen langen Weg vor uns haben. Daher sollen für uns die Namen Gürsün Ince, Hatice Genç, Saime Genç, Hülya Genç und Gülüstan Öztürk nicht nur für Personen stehen, um die wir trauern, sondern auch um Namen, von denen wir Kraft im Kampf gegen den Rassismus schöpfen.

Die letztes Jahr verstrobene Mevlüde Genç hat uns in ihrer schmerzvollsten Zeit gezeigt, was das Ziel unserer Anstrengung sein muss: Über unsere vielen Unterschiede hinweg als Freunde in Frieden zu leben“, sagte Gümüş weiter. 

 Köln, 29.05.2023